Stiller Hass by Hastrup Julie

Autor:Hastrup, Julie [Hastrup, Julie]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783492971263
Herausgeber: Piper Verlag GmbH
veröffentlicht: 2016-03-01T00:00:00+00:00

Sommer 1989

Der Streifenwagen biegt langsam auf den Hofplatz ein.

Es nieselt, und eine Reihe dunkelgrauer Wolken zieht über den zerfetzten Himmel. Es ist drei Tage her, dass Susie gestorben ist.

Beim Anblick des Streifenwagens runzelt Grethe Skytte die Stirn. Sie wirft das Geschirrtuch mit einer Heftigkeit ins Spülbecken, die ihr nicht ähnlich sieht, während das Gefühl von ihr Besitz ergreift, dass etwas Schreckliches passiert ist. Mit bebendem Herzen öffnet sie die Tür.

»Ja?« Sie sieht nervös zu dem ersten Beamten auf, der ihr freundlich zunickt.

»Dürfen wir hereinkommen, Frau Skytte? Und ist Ihr Mann zu Hause?«

»Ja, er ist drüben im Stall. Ich hole ihn, nein, warten Sie … einen Moment.«

Grethe Skytte ruft mit lauter, schriller Stimme, die gar nicht zu ihr zu gehören scheint, nach ihrer Tochter: »Birgitte, Birgitte – komm runter.«

Birgittes muffiges Gesicht taucht auf dem Treppenabsatz über ihnen auf. Sie erstarrt, als sie die beiden uniformierten Polizisten sieht.

»Hol Vater, schnell«, sagt Grethe Skytte und muss sich an der Wand abstützen. Birgitte trampelt die Treppe hinunter und läuft an ihrer Mutter und den Polizisten vorbei zum Stall.

Kurz darauf kommt Harry Skytte, gefolgt von seiner Tochter, zum Wohnhaus gehumpelt. Sein Blaumann ist schmutzig, und er riecht nach Schweinestall. Die Polizisten bitten ihn und seine Frau, einen Ort zu finden, an dem sie ungestört reden können – sie sagen, sie seien in einer ernsten Angelegenheit da.

Grethe Skytte führt sie in das dunkle Wohnzimmer und schließt energisch die Tür vor Birgittes Nase. Die Tochter bleibt kurz vor der grau gestrichenen Tür stehen und betrachtet deren glatte Oberfläche, bevor sie mit schweren Schritten nach oben verschwindet.

Kurz darauf dringt ein klagendes Jammern unter der Tür hindurch und breitet sich im ganzen Skyttehof aus.

Birgitte hebt den Kopf von ihrem Brief an Carlos, einen politischen Gefangenen in Kolumbien. Ernst sitzt zusammen mit Leon bei der Muttersau Ida, die gerade Ferkel wirft, und beide heben synchron den Kopf, als sie den Laut hören. Gert mistet den Futtergang aus, und Ricky hat sich von der harten körperlichen Arbeit weggeschlichen und mit einem Buch in einer Ecke verkrochen.

Der Gong erklingt, und alle lassen ihre Arbeiten fallen, lassen selbst die ferkelnde Ida zurück und gehen einer nach dem anderen leise über den Kies, um sich im Wohnhaus einzufinden.

Die beiden Polizisten drinnen haben sich erhoben, was eine unsichere Stimmung erzeugt. Der ältere Polizist lässt seine wachsamen Augen über sie schweifen und sieht einen nach dem anderen an. Sein Blick ist einschüchternd, als könnte er etwas sehen, das die anderen nicht sehen.

Die Luft im Wohnzimmer ist schwerer als die Mahagonimöbel.

Harry Skyttes Gesicht über dem Blaumann ist hochrot. Grethe Skytte ringt nervös die Hände, ballt sie immer wieder, sodass die Knochen unter der rötlichen Haut weiß hervortreten.

Der ältere Polizist räuspert sich.

»Wir haben Sie hier zusammengerufen, weil wir gerade erfahren haben, dass Ihre … Freundin, Susanne Keller Marcussen, umgebracht wurde.«

Einen Augenblick zittert der Satz in der Luft, die Anwesenden scheinen sich der Reichweite dessen, was der Polizist sagt, gar nicht bewusst zu sein. Dann übernimmt der andere Polizist.

»Wir haben es also nicht länger mit einem unverschuldeten Todesfall zu

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